Auf Initative der Stadt Heidelberg und des Rohrbacher Garten und Weinbauvereins, wurde 1989 erstmals eine Wahl zur Heidelberger Weinkönigin durchgeführt. Am Tag der Wahl wurde aus Katja Clauer die Heidelberger Weinkönigin Katja I.
Dieses Amt hatte Sie bis 1997 inne, als sie es aus privaten Gründen niederlegte. Mangels Heidelberger Winzertöchtern war diese Stellung nun vakant bis zum Jahre 2000, als Larissa I. zur neuen Weinkönigin Heidelbergs gewählt wurde.
Katja I. hat vor allem zu Beginn Ihrer Amtszeit viele Reisen als Repräsentant der Stadt Heidelberg unternommen. Egal ob England, Amerika, der Nahe und Ferne Osten – überall wurde nach Ihrer Repräsentanz gefragt. Vor allen die Reisen nach Japan und Südkorea waren besonders beeindruckend, hier trifft man nicht nur auf andere Kulturen, sondern der Status einer Weinkönigin ist durchaus mit einem Staatsmann vergleichbar. Es war selbstverständlich die Bürgermeister der besuchten Städte Tokyo, Kumamoto, Osaka und Seoul zu treffen. Dies bleibt einem Normalbürger sicherlich verwehrt.
Aufsatz der Heidelberger Weinkönigin Katja I.
(geschrieben zum Jubiläum des Hölderlin Gymnasiums)
Mein Name ist Katja Clauer-Hilbig und ich habe 1987 am Hölderlin Abitur gemacht. Nachdem ich eine 2-jährige Ausbildung zur medizinisch – technischen Assistentin absolviert hatte, bekam ich 1989 einen Anruf vom damaligen Heidelberger Oberbürgermeister Zundel, ob ich denn nicht Heidelberger Weinkönigin werden möchte. Das mag manch einen überraschen, denn Weinköniginnen werden im allgemeinen von einem Ausschuss gewählt und nicht angerufen. Ganz so überraschend ist das allerdings nicht, wenn man weiß, dass Heidelberg „nur“ drei hauptberufliche Winzerfamilien hat, also mit waschechten Winzertöchtern nicht gerade üppig bestückt ist. Ich sagte sehr gerne zu und wurde im September ´89 im Heidelberger Rathaus in mein Amt eingeführt. Dass ich dieses Amt 8 Jahre lang behalten sollte, davon ahnte ich damals noch nichts. Auch nichts davon, wie viele aufregende Reisen ich erleben sollte.
Eine dieser Reisen führte mich nach Japan. Unsere erste Station dort war Tokio. Schon am Flughafen wurde mir klar, was es für Japaner bedeutet, eine Weinkönigin in ihrem Land zu haben. Wir wurden mit Staatskarossen abgeholt und unter Polizeieskorte zum Hotel geleitet. Dort erwartete uns eine Blaskapelle, die die deutsche Nationalhymne intonierte. Über einen roten Teppich ging es dann ins Hotel. Da ich nach sechzehn Stunden Flug noch nicht ganz fit war, fragte ich Herrn. Zundel, ob denn heute noch ein Staatsgast erwartet würde. Seine Antwort war: „Ich glaube, die meinen uns.“ Im Nachhinein betrachtet war Japan die interessanteste, aber auch die anstrengendste Reise, die ich machte. Auch mit der sprichwörtlichen Präzision und Pünktlichkeit der Japaner habe ich Bekanntschaft gemacht. Am dritten Tag meines Aufenthaltes sah der Terminplan vor, dass um 7.45 Uhr ein Pressefrühstück mit Vertretern der örtlichen Tageszeitungen stattfindet. Um 8.30 Uhr sollte ich zur Eröffnung der Technogerma (Weltausstellung für Wirtschaft und Technik) abgeholt werden. Da ich aber nun erstens eine Morgenmuffel bin und zweitens noch nie für meine Pünktlichkeit bekannt war, kam ich zirka zehn Minuten zu spät. Ich fand die Dolmetscherin, die mir während meines Aufenthaltes zugeteilt worden war, in Tränen aufgelöst sowie den Chauffeur in heller Aufregung. Sie erklärten mir, dass beide ihren Job verlieren würden, wenn sie mich nicht pünktlich (und sie meinten auf die Minute pünktlich) zum Treffpunkt bringen. Daraufhin fuhr der Chauffeur in so halsbrecherischem Tempo durch Tokios Straßen, dass ich ernsthafte Bedenken hatte heil anzukommen. Außerdem war mir schlecht, als wir ausstiegen, aber wir waren pünktlich. Danach verlief unser Japanaufenthalt ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Wieder nach Heidelberg zurückgekehrt, fand ich einen Brief vor, in dem mir der heißersehnte Studienplatz in Zahnmedizin zum Sommersemester 1990 zugesichert wurde. Nun wurde es langsam eng im Terminkalender, denn für dieses Jahr waren schon zwei neue Reisen geplant. Die eine ging nach Südkorea, die andere in die USA. Beide Reisen haben sehr viel Spaß gemacht. Zudem hatte ich dort ein wenig Gelegenheit, das Land kennenzulernen. Vor allem Korea ist eine Reise wert. In USA war ich unter anderem in einem Heidelberg-Haus ( in Pensacola, Florida) eingeladen. Ich war sehr überrascht, dort eine detailgetreue Nachbildung des Königsaales im Heidelberger Schloss vorzufinden. Der Vollständigkeit halber darf natürlich auch London nicht fehlen, wohin mein Amt mich 1991 führte. Dort hatte ich – als eine der sehr wenigen Frauen, wie mir erklärt wurde – die Gelegenheit, einen der legendären Herrenclubs zu besuchen.
Nun soll aber nicht der Eindruck entstehen, ich sei nur im Ausland gewesen. Auch im Inland hatte ich sehr viele interessante Auftritte, so zum Beispiel die Taufe eines Flugzeugs von Lufthansa auf den Namen Heidelberg. Der Heidelberger Herbst, den ich achtmal miteröffnen durfte, die vielen Auftritte in verschiedenen Seniorenheimen und nicht zuletzt die diversen Kerwen haben mir immer wieder sehr viel Spaß gemacht. Da ich aber aufgrund meines doch sehr zeitintensiven Studiums etwas Terminprobleme mit den Reisen bekam, erstreckte sich ab 1991 mein Aufgabenfeld hauptsächlich auf Heidelberg. Das gefiel vor allem meinem Mann und meiner Tochter, die 1992 zur Welt kam.
Als ich dann nach acht Jahren mein Amt niederlegte, um mich ganz meinem Examen widmen zu können, geschah das doch mit mehr als einem weinenden Auge. Es war eine wunderbare Zeit, in der ich so viele interessante und außergewöhnliche Menschen kennenlernte und viele Erfahrungen sammelte.
Heute bin ich dreifache Mutter (mein Sohn kam 1998 zur Welt, die zweite Tochter 2005), Fachzahnärztin für Oralchirurgie und Kieferorthopädie, schaue mir ab und zu mein Fotoalbum an und beginne zu träumen.
Katja Clauer-Hilbig